Polizeioberkommissar Christian Bausch warnte vor Abzocke

Ob es an dem kräftigen Regenschauer oder dem anstehenden Fußball-Länderspiel lag, bleibt ungewiss. Jedenfalls hätte der Vortrag von Polizeioberkommissar Christian Bausch mit zahlreichen Ratschlägen zur Verhinderung von Betrugsstraftaten auf Einladung des Ortsvereins der Arbeiterwohlfahrt (AWO) im Georg-Bickel-Haus einen besseren Besuch verdient. Für die Hausherren begrüßte Thorsten Bangert die interessierten Besucher und führte aus, dass es Ziel der Veranstaltung sei, Kriminalprävention durch Information zu bieten. Durch eine gezielte Aufklärung solle verhindert werden, dass gerade die Zielgruppe der älteren Menschen Opfer von Straftaten würden. Der Laudenbacher Christian Bausch („Ich habe hier ein Heimspiel“) , der nach verschiedenen Stationen in seiner Polizeilaufbahn im Revier Weinheim tätig ist und dort die Kriminalprävention bearbeitet, führte zunächst aus, warum gerade ältere Menschen von Straftätern angegangen würden. Bei ihnen stünden Werte wie Familienzusammenhalt oder Respekt gegenüber bestimmten Berufsgruppen wie Ärzte, Rechtsanwälte oder Polizisten noch hoch im Kurs. Die Personen würden aufgrund der Einträge im Telefonbuch ausgewählt. Früher häufige Vornamen, die heute nur noch selten gewählt würden oder ältere Telefonnummern, erkennbar an der Ziffernzahl, würden gezielt angesprochen. Vorbeugend könnten im Telefonbuch auf Vornamen verzichtet oder auf den Anfangsbuchstaben beschränkt und die Anschrift entfernt werden.

Beim „Enkeltrick“ gäben sich die Anrufer , die skrupellos vorgingen und die Angerufenen aus dem psychischen Gleichgewicht bringen wollten, als Verwandte, häufig Kinder oder Enkel oder auch Bekannte aus, die in eine finanzielle oder gesundheitliche Notlage geraten seien, aus der nur eine schnelle Geldleistung befreien könne. Ist der Angerufene zur Zahlung bereit, werde ein Bote geschickt. Bausch ließ einen solchen „Schockanruf“ hören, bei dem angeblich die Tochter eine junge Mutter durch das Überfahren einer roten Ampel zu Tode gefahren habe, wobei der Großteil des Gesprächs von einem angeblichen Polizeibeamten geführt wurde, der ankündigte, den erforderlichen Geldbetrag für eine Freilassung abzuholen bzw. abholen zu lassen. Bausch unterstrich, dass die Polizei niemals unter der Telefonnummer 110 anrufe und niemals Geld oder Schmuck fordere, bei tödlichen Unfällen niemals eine telefonische Benachrichtigung, sondern ein Hausbesuch erfolge und jeder Polizist über einen Dienstausweis verfüge, der auf Verlangen vorgezeigt würde. Er empfahl, bei Zweifeln auf das eigene „Bauchgefühl“ zu hören, mit Familienangehörigen Rücksprache zu halten und einen Rückruf unter der bekannten Telefonnummer des angeblich Anrufenden zu tätigen. 

Ein häufiger Betrugsversuch seien auch „Gewinnversprechen“, bei denen am Telefon hohe Gewinne wie beispielsweise Autos übermittelt würden. Vor einer Gewinnübergabe müssten aber entsprechende Gegenleistungen zum Beispiel durch Gebührenzahlungen erbracht werden. Man solle sich grundsätzlich hinterfragen, ob man überhaupt an einem Gewinnspiel teilgenommen habe und niemals auf geforderte Bedingungen eingehen. Sollte die Kontaktaufnahme durch Briefe oder E-Mails erfolgen, sollte eine Antwort stets unterbleiben. Eine besonders verwerfliche Masche sei die Kontaktaufnahme nach Todesfällen, die man aus Todesanzeigen entnehme. Hier werde den Hinterbliebenen vermittelt, dass der Verstorbene noch eine hochwertige Bestellung getätigt habe und in dieser Ausnahmesituation bestünde dann immer wieder Bereitschaft, diese noch entgegenzunehmen und zu bezahlen. Bausch, der noch viele Beispiele von Betrugsversuchen schilderte und auf alle Fragen der Besucher einging,  zitierte Opfer, die ihm immer wieder sagten „Ich hätte nie gedacht, dass ausgerechnet mir so etwas passiert“ und forderte auf, wachsam zu sein und im Zweifel die Polizei unter der 110 anzurufen. Vielleicht würden seine Ausführungen helfen, dass man bei Betrugsversuchen entgegnen könne: „Sie haben Pech – Herr Bausch war vor Ihnen da“.