Beeindruckende Reise in die Weite des weißen Kontinents Antarktis

Ingrid und Hans-Jürgen Moser entführten in ein fast unberührtes Paradies

Ein volles Georg-Bickel-Haus konnten Außenstelle der Volkshochschule und örtliche Arbeiterwohlfahrt (AWO) bei ihrer Veranstaltung im Rahmen der Reihe „Interessantes am Nachmittag“ verbuchen, als der AWO-Vorsitzende Hans-Jürgen Moser gemeinsam mit seiner Frau Ingrid die Gäste auf eine seltene Reise mitnahmen, mit der sich die beiden einen Jugendtraum erfüllten.

Moser bezeichnete die Antarktis als Kontinent der Superlativen, der zu 98 Prozent aus Eis bestehe und erinnerte, dass Roald Amundsen mit einer norwegischen Expedition 1911 als erster Forscher den Südpol erreicht habe. Das nahezu unberührte Paradies mahne zu sorgsamem Umgang mit der Umwelt. Im Antarktisvertrag aus dem Jahr 1959 seien Regeln für die friedliche Nutzung und Forschung aufgestellt worden. Er stelle zwischen 60 und 90 Grad südlicher Breite die Antarktis von wirtschaftlicher Ausbeutung und militärischer Nutzung frei, so dass man die Antarktis als größtes Naturschutzgebiet der Erde, das der Menschheit insgesamt gehöre, beschreiben könne.

Ingrid Moser erläuterte anhand einer Karte, dass man bei der Reise im Februar, damit im dortigen Sommer, nur einen kleinen Ausschnitt des ewigen Eises und der unvorstellbaren Weiten persönlich erleben durfte. Man habe sich nach sorgfältigem Studium der bestehenden Anbieter für eine französische Reederei entschieden. Das Schiff „Le Commandant Charcot“ verfüge als Polarexpeditionsschiff über einen Antrieb mit Flüssiggas und Batterien, so dass man sich gesichteten Tieren nahezu unbemerkt nähern könne. Als einziges Passagierschiff sei dieses der „Eisklasse 2“ von insgesamt sieben Klassen zugeordnet und werde nur von russischen und kanadischen Eisbrechern übertroffen, die allerdings nur ohne Passagiere unterwegs seien. Das Schiff sei für 240 Passagiere ausgelegt, man sei aber nur mit 120 an Bord gewesen. In zwei Laboren arbeiteten permanent 23 Wissenschaftler aus der ganzen Welt. Ausflüge auf das Eis seien nur in Begleitung ausgebildeter Naturführer, die über unterschiedlichste wissenschaftliche Ausbildungen verfügten, möglich. Als Transportmittel außerhalb des Schiffes dienten Zodiaks, eine Art Schlauchboot, das unsinkbar sei und auch nicht brechen könne.

Nach der Anreise über Santiago de Chile und Punta Arenas habe das Schiff zunächst Patagonien durchquert, vorbei am „Kap der guten Hoffnung“ habe man die „Drake-Passage“ erreicht, wo man beim Zusammentreffen des atlantischen und pazifischen Ozeans kräftigen Wellengang verspürte. In der „Dorian Bay“ habe man erste Finnwale beobachten können und der erste Landgang habe an größeren Eselspinguinkolonien vorbeigeführt und man habe das Farbenspiel des Eises zwischen weiß, hell- und tiefblau genossen.

Nach der Passage des südlichen Polarkreises habe man eine Zodiak-Tour unternommen und bei aufkommendem Nebel habe man einen Nebelbogen beobachten können. In der „Hanusse Bay“ habe der Kapitän ein Stück das Eisfeld durchfahren und bei einem kurzen Rundgang, vorbei an völlig entspannten Robben, habe man die unendliche Weite verspürt.

In Stonington habe man die bereits 1975 aufgegebene Forschungsstation besichtigt, wo sämtlich Hinterlassenschaften unangetastet vorzufinden sind und bei einem Rundgang konnte man die gigantischen Eisberge, aber auch Adelie-Pinguine, Robben und Seevögel in Augenschein nehmen. Bei einem Seetag Richtung Süden bei hohen Wellen und Sturm wurde man mit Walsichtungen belohnt und schließlich konnte man Kaiserpinguine beobachten. Auf dem Weg zur „Carrol Bay“ erreichte man bei 73 Grad südlicher Breite den südlichsten Punkt der Reise. Als man nach einer Eiswanderung zurück an Bord kam, wurde man unterrichtet, dass das britische Forschungsschiff „Sir David Attenborough“ einen Hilferuf abgesetzt habe und es selbstverständlich sei, hier zu unterstützen, wobei das Miterleben der Hilfsaktion spektakulär war. „Sims-Island“ beeindruckte als riesiger Felsen, wobei es sich um einen von einem Vulkan übrig gebliebenen Schlot handelt, wo tausende von Adelie-Pinguinen, Robben und Raubmöwen beheimatet sind.

Auch die Insel „Pourquoui Pas“ bot eine prächtige Tierwelt und trotz der rauen Umgebung eine Pflanzenwelt in Form von Flechten. Auf der Insel „Jenny-Island“ beobachtete man junge Seeelefanten und auf der Fahrt in Richtung südlicher Polarkreis bewunderte man die Eisberge, die nur zu zwölf Prozent ihrer Masse aus dem Wasser herausragen. Nach dem Besuch von „Peterman Island“ unternahm man per Zodiak eine Tour quer durch die Eisberge und bewunderte eine Eisbergbrücke, die den arktischen Sommer voraussichtlich nicht überlebte. Schließlich konnte man noch Seeleoparden und auf dem Weg zur letzten Station der Reise „Neko Harbour“ jagende Buckelwale beobachten. Nach einer Gletscherwanderung – alternativ war auch Eisbaden angesagt – konnten auf der Rückreise auf dem Weg in die „Drake-Passage“ noch unterschiedliche Walgruppen beobachtet werden. Nach dem verdienten Beifall für die Vortragenden lud die AWO noch zum Verweilen bei Kaffee und Kuchen ein.  hb