Der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt wurde vor 70 Jahren gegründet

Begegnungsstätte vor 50 Jahren eingeweiht / 10 Jahre „Frühstück unter Freunden“

Gleich vier runde Geburtstage kann der rührige Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt (AWO) in diesem Jahr feiern. 1955 gegründet wurde er im April 70 Jahre alt, vor 50 Jahren wurde die Begegnungsstätte eingeweiht, wo vor ebenfalls 50 Jahren die erste Ortsranderholung für Laudenbacher Kinder durchgeführt wurde. Schließlich wurde vor zehn Jahren zum ersten „Frühstück unter Freunden“ eingeladen. Während das Jubiläum der Ortsranderholung mit der diesjährigen Maßnahme mit einem besonders ausgeprägten Programm und erhöhter Teilnehmerzahl  bereits gebührend und mit großem Erfolg begangen wurde (wir berichteten), wird man die drei anderen „runden“ Ereignisse im Rahmen des „Frühstücks unter Freunden“ im November würdigen.

Der Ortsverein der Arbeiterwohlfahrt hat sich zu einem Aushängeschild im sozialen Gefüge seiner Heimatgemeinde entwickelt und nimmt aufgrund seiner Mitgliederzahl von über 400, seiner Aktivitäten und seines eigenen Hauses auch im Spektrum der AWO-Familie im Kreisverband eine besondere Rolle ein. Wie in Deutschland insgesamt ist die AWO auch in Laudenbach ein  Kind der SPD, deren Mitglieder schon kurz nach Ende des Zweiten Weltkriegs über eine Gründung diskutierten und diese dann auch über Jahre betrieben. Es dauerte aber zehn Jahre, ehe die Gründungsversammlung am 2. April 1955 unter Leitung von Bürgermeister Adam Thron in der Gaststätte „Zum Einhorn“ stattfand. Georg Bickel wurde zum Vorsitzenden, Katharina Thron zur Kassiererin und Heinrich Luber zum Schriftführer gewählt. Bereits im Gründungsjahr wurde eine Weihnachtsfeier abgehalten. In den 50er Jahren stand die Ausgabe von Lebensmitteln und Brennholz im Mittelpunkt der Aktivitäten. Weiter hat man sich der Erholungsfürsorge und Verschickung erholungsbedürftiger Frauen und Kinder angenommen. 

Erholungsmaßnahmen und Großveranstaltungen

In den 60er Jahren wurde die Vermittlung von Erholungsmaßnahmen für Kinder zu einem Schwerpunkt. Die Ausflüge und Theaterfahrten zum Nationaltheater Mannheim fanden gute Resonanz und verbuchten bis zu 100 Teilnehmer. 1964 wurde erstmals eine Kaffeefahrt angeboten und damit die Tradition der bis heute beliebten Halbtagsfahrten begründet. Diese wurden in der Nachfolge von Georg Bickel viele Jahre von Irmgard Eg, in deren Nachfolge von Margot Hellmann und nunmehr von Orschi Fohsz verantwortet, die eine Kooperation mit dem Hemsbacher Ortsverein vereinbart hat. 1969 wurde innerhalb des Ortsvereins von 43 Jugendlichen ein seinerzeit sehr aktives Jugendwerk begründet  Anfang der 70er  Jahre wurde eine „Kummerkastenaktion“ durchgeführt. Den Höhepunkt der Geschichte markiert der Bau der Begegnungsstätte, die im Zeitraum vom 11. September 1973 bis 16. August 1975 entstand. Mit der Fertigstellung verbunden war der Beginn der Erfolgsstory „Ortsranderholung“. Ende der 70er Jahre und weiter in den 80er Jahren machte der Ortsverein mit Großveranstaltungen in der Bergstraßenhalle mit bis zu 1000 Besuchern von weit über Laudenbach hinaus von sich reden. Seit 1982 wurden „Altennachmittage“ – häufig verbunden mit Vorträgen – angeboten. 1992 wurde die seit 1971 regelmäßig durchgeführte „Muttertagsfeier“ durch eine „Muttertagsfahrt“ abgelöst, die sich bis heute besonderer Beliebtheit erfreut. In den Jahren 1996 bis 2000 hatte sich erneut ein Jugendwerk konstituiert. 

Ende der Ära Georg Bickel

Die Mitgliederversammlung am 12. September 1999 markierte das Ende der Vorstandschaft von Georg Bickel. Aufgrund seiner überragenden Verdienste wurde er nach 44-jähriger Tätigkeit einstimmig zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Ebenfalls einstimmig wurde Gerd Dember zu seinem Nachfolger gewählt. Im November 2001 wurde Georg Bickel zum ersten Laudenbacher Ehrenbürger ernannt. Im August 2003 verstarb er im Alter von 93 Jahren. Im Dezember 2003 wurde in einer außerordentlichen Mitgliederversammlung eine neue Satzung als Grundlage für einen „eingetragenen Verein“ verabschiedet. Zum 50-jährigen Bestehen 2005 wurde erstmals eine Chronik erstellt, die im Rahmen eines Festaktes am 26. Juni vorgestellt wurde. Im Jubiläumsjahr wurde mit 236 Mitgliedern eine neue Höchstmarke erreicht. Im Jahr 2008 übergab Gerd Dember, der dem Ortverein Struktur und Profil gegeben hatte und das Motto „Donnerstag ist AWO-Tag“ schuf und mit regelmäßigen Seniorentreffs mit Leben füllte, den Vorsitz an Jürgen Kraske. Dember wurde 2014 zum Ehrenvorsitzenden ernannt. Im Jahr 2012 wurde erstmals eine Mehrtagesreise durchgeführt. Bis 2019 wurden alljährlich attraktive Ziele angesteuert, ehe die Corona-Pandemie diese Aktivität beendete. Im Jahr 2015 fand auf Initiative des damaligen Schriftführers Willi Querfurth die Premiere für ein „Frühstück unter Freunden“, eine wertvolle Bereicherung des Ortsvereinsangebots, statt. Seit Jahren bemühen sich Helga Gumpert und Margot Hellmann um das leibliche Wohl der Gäste. Beide sind auch federführend bei der Durchführung der monatlichen Seniorentreffs, die künftig als generationsübergreifende Kaffeenachmittage fortgeführt werden sollen. Im Oktober 2015 wurde der Ortsverein aufgrund einer eingereichten Projektskizze zu einer „Bürgerhilfe“ als einer von 16 Ortsvereinen bundesweit „Modellstandort“. Die Bürgerhilfe als erweiterte „Nachbarschaftshilfe“ startete im April 2016, wurde aber nach einigen Jahren wieder eingestallt und deren Arbeit in den Ortsverein integriert. Am 28. Mai 2017 fand der erst dritte Wechsel im Amt des Vorsitzenden statt. Jürgen Kraske wurde von Hans-Jürgen Moser abgelöst, der in seiner siebenjährigen Amtszeit zwei große Sanierungen des eigenen Hauses bewältigte. Er wurde insbesondere aufgrund dieser Verdienste bei seiner Verabschiedung 2024 zum Ehrenvorsitzenden ernannt und Sven Olthoff wurde zu seinem Nachfolger gewählt.

50-jährige Hausgeschichte

Der langjährige Traum des Vorsitzenden Georg Bickel von eigenen Räumlichkeiten nahm durch den Beschluss des Gemeinderates vom 30 März 1973, der Arbeiterwohlfahrt wie auch dem benachbarten Brieftaubenverein Baugelände zur Verfügung zu stellen, Gestalt an. Am 11. September 1973 wurde der Bau mit der Errichtung des Schnurgerüstes mit dem Bauunternehmer Erich Horneff, der die Bauleitung übernommen hatte, gestartet. Beim Bau konnte Bickel nur auf einen kleinen Helferkreis bauen. Er hatte sich für diese Maßnahme, die der Allgemeinheit zugutekommen sollte, eine breitere Unterstützung erhofft. Zu seinen treuen Mitstreitern zählte Kassierer Walter Linnebach, der mit Bickel die schwierige Baufinanzierung meisterte, Johann Hillebrand als Polier, Franz Hohenadel als Tünchermeister und Adam Bangert in vielfacher Funktion. Ernst Dittler übernahm die Elektroarbeiten, Manfred Rauch und Gerhard Neuthinger die Installationen und Alfred und Erich Nagler die Fußbodenarbeiten. Die Bausumme belief sich auf 177.000 DM, wobei insgesamt 79.000 DM als Zuschüsse verbucht werden konnten. Bickels „Bautagebuch“ weist 2.500 ehrenamtliche Stunden aus, die für die Zielerreichung unerlässlich waren. Bei der Einweihung am 16. August 1975 führte Bickel aus:“ Erhaltet die Begegnungsstätte der Arbeiterwohlfahrt – tut Euch zusammen in Gemeinschaft, ob Jung oder Alt, erfüllt unser Haus mit Leben, es ist als Stätte der Begegnung von Mensch zu Mensch gedacht“, Wünsche, die sich nachhaltig erfüllen sollten. In der Generalversammlung am 5.10.1980 wurde das Haus anlässlich des 25-jährigen Bestehens des Ortsvereins nach seinem Erbauer Georg Bickel benannt.

Große Sanierungsanstrengungen

Das Haus wurde in den Jahren 1989/90 mit einem Kostenaufwand von 116.000 DM nach Norden erweitert, um einen weiteren Versammlungs- bzw. Sitzungsraum zu schaffen. In den Jahren 1998/99 fand eine größere Renovierung des Saales mit Malerarbeiten und neuen Vorhängen statt. Die getätigte Verschönerung, die sich mit 15.000 DM im Kassenbuch niederschlug, wurde im Rahmen eines „Tages der offenen Tür“ im März 1999 der Öffentlichkeit präsentiert. Am 18.11.2004 ging ein lange gehegter Wunsch in Erfüllung, als durch Grundbucheintrag die Eigentumsübertragung vom Bezirksverband auf den Ortsverein vollzogen wurde. In der Amtszeit von Jürgen Kraske wurde 2016 das Dach für rund 40.000 Euro erneuert. Als Hans-Jürgen Moser ein Jahr später die Ortsvereinsführung übernahm, stellte er zügig die Weichen für eine Generalsanierung von Saal und Küche und es wurde eine Rampe für einen überfälligen barrierefreien Zugang geschaffen. 110.000 Euro umfassten die damaligen Arbeiten, die mit der Einweihung am 26. Mai 2018 abgeschlossen wurden. 2019 folgte die Installation einer Photovoltaikanlage durch die Energiegenossenschaft „Hohe Waid“, die die Maßnahme im Wert von 36.000 Euro sponserte und es dem Ortsverein seitdem ermöglicht, günstigen Strom zu beziehen. Die dritte Sanierungsphase mit  dem Umbau des gesamten Sanitärtraktes mit dem Einbau einer behindertengerechten Toilette und einer Dusche machte es erforderlich, dass im nördlichen Bereich des Hauses auch alle Elektro-, Wasser und Abwasserleitungen sowie die Heizungsanlage erneuert werden mussten. Weiter wurden die Fenster im Saal erneuert. Die Gesamtmaßnahme mit einem Kostenvolumen von rund 100.000 Euro  konnte ohne Kreditaufnahme dank großzügiger Zuwendungen der Hector- und Sparkassenstiftung sowie eines Zuschusses der Gemeinde und den Verkauf von „Bausteinen“ finanziert werden. So präsentiert sich das Haus seit zwei Jahren gänzlich behindertengerecht und auf dem neuesten Stand und wird vielfach von Vereinen und Organisationen, aber auch privat für die unterschiedlichsten Anlässe angemietet.