Kämpferin für ein menschenwürdigeres Leben der Frauen

© DiesbachMedien | Ausgabe: Weinheimer Nachrichten | Hemsbach / Laudenbach | 13.08.2019 | Seite 12

Unterwegs: AWO-Ortsverein besucht 100-Jahrfeier in Mosbach / Wirken der Gründerin Marie Juchacz im Mittelpunkt der Veranstaltung

LAUDENBACH. Das 100-jährige Jubiläum der Arbeiterwohlfahrt (AWO) war für den Ortsverein schon zu Jahresbeginn Anlass, sein Jahresprogramm mit einem Sonderbeitrag zur Geschichte des Bundesverbandes zu verbinden, um die segensreiche Arbeit des ältesten Wohlfahrtsverbandes in Deutschland gebührend zu würdigen. Nunmehr besuchte eine Abordnung die 100-Jahrfeier des Kreisverbandes in Mosbach, wo die Gäste ein stilvolles und interessantes Programm erwartete.

Im Mittelpunkt der Veranstaltung stand ein Vortrag von Uli Graf von der Friedrich-Ebert-Stiftung Heidelberg über die Biografie der Gründerin Marie Juchacz und die von ihr bestimmte Entstehung der Arbeiterwohlfahrt vor 100 Jahren. Das weitere Programm sah eine aufschlussreiche Gesprächsrunde über Entwicklung und Zukunft der AWO mit dem Ehrenvorsitzenden der AWO Baden, Hans Georg Seeh, Gabriele Teichmann vom Neckar-Odenwald-Kreis sowie Norbert Frank, dem Autor eines Buches über das Leben von Marie Juchacz, vor.

Dieser schilderte Juchacz als eine Frau, die schon früh politisches und soziales Interesse zeigte und deren Anliegen es insbesondere war, für ein menschenwürdigeres und gerechteres Leben der Frauen zu kämpfen. Sie war eine Vorkämpferin für das Frauenwahlrecht, die als Mitglied der Weimarer Nationalversammlung und insbesondere als erste parlamentarische Rednerin in diesem ersten frei gewählten deutschen Parlament in die Geschichte einging. Sie rief am 13. Dezember 1919 den „Hauptausschuss für Arbeiterwohlfahrt“ in der SPD ins Leben, und Friedrich Ebert, der erste deutsche Reichspräsident, gab das Motto vor: „Arbeiterwohlfahrt ist die Selbsthilfe der Arbeiterschaft“.

Dem Buchautor Norbert Frank waren auch die sehr interessanten Darbietungen des APG-Gymnasiums zwischen den Programmpunkten zu verdanken. Frank hatte bereits ein Jahr vor dem Jubiläum die Initiative ergriffen und bei der Rektorin der Schule angefragt, ob aus seiner Buchvorlage etwas gestaltet werden könne. Die Theater- und Musik-AG der Schule ließ ein Musical entstehen, das sehr eindrucksvoll den Alltag der AWO-Gründerin szenisch vor Augen führte. Nach dem Mittagessen, das angepasst an die Epoche vor 100 Jahren eine Gemüsesuppe mit Wursteinlage und Brot vorsah, und einem Austausch bei Kaffee und Kuchen wurde die dem Anlass entsprechende würdige Feier beschlossen. hb